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1. Praxis des heimatkundlichen Unterrichts - S. III

1912 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
Vorwort. „Ich habe gelernt, was Heimat heißt, und darin einen Schatz gefunden, der mich reich macht, und in dessen Besitz ich uie wieder arm werden kann." Friedrich Ratzel. Möchte jeder Mensch so sprechen können wie Friedrich Ratzel, der Begründer der kulturgeographischen Wissenschaft. Wer es aber zu erfahren wünscht, was die Heimat dem Erdenpilger sein und werden kann, der lese Wilhelm Raabes Roman „Altershausen", sein letztes Geschenk ans deutsche Volk. Der alte Rat Feyerabend ist ein Heimatmensch, der seine Heimat liebt wie sonst nichts mehr auf der Welt, weil sie das Land seiner goldenen Kindheitstage, das Paradies seines Lebens, war. Solche kindlich-glück- lichen Menschen heranzubilden, die fest wurzeln im heimatlichen Boden und aus ihm immer wieder neue Kraft gewinnen zu unentwegtem, hoff- nungsfreudigem Schaffen in den Kämpfen des Lebens, ist das hohe Ziel des heimatkundlichen Unterrichts. Möchte es diesem Buche vergönnt sein, ein Weniges zu seiner Erreichung beizutragen. Es ist in erster Linie für junge Lehrer und Seminaristen geschrieben. Sie kennen den Ort ihrer Wirksamkeit erst flüchtig. Der Seminarist weilt nur ein paar Jahre an dem Orte seiner Ausbildung. Sie genügen nicht, ihn dort heimisch zu machen. Dazu hat er sich vor allem der Vorbereitung auf seinen künftigen Beruf zu widmen. In ähnlicher Lage befindet sich der junge Lehrer. In den meisten Fällen ist ihm die erste Stätte seiner Wirksamkeit fremd. Jetzt, wo er als selbständiger Mamt in das Leben hinaustritt und ein verant- wortungsvolles Amt übernimmt, häuft sich eine große Zahl von Ber- pflichtungen auf seine in vielen Dingen noch unerfahrene Jngend, Da soll er die ihm anvertraute Kinderschar bekannt und vertraut machen mit ihrer Heimat, in der er selbst ein Fremdling ist. Was nur der erfahrene Meister kann, der voll und ganz Wurzel gefaßt hat, der verwachsen ist mit seiner Gemeinde, dem der Wirkungskreis zur zweiten Heimat geworden ist, das kann niemand vom fremden Jünger erwarten. Und doch soll und muß er zum Meister und zum Kenner, zum besten Kenner seiner Heimat- lichen Fluren werden; denn nur dann kann er Heimatunterricht in der H e i m a t s ch u l e treiben. Hierzu genügt nicht eine kurze Spanne Zeit, sondern ein ganzes Leben voller Wirksamkeit und regster Anteilnahme an allem Leid und Freud der Gemeinde. Solche Lehrer werden Träger

2. Physische und politische Erdkunde von Asien, Australien, Afrika, Die deutschen Kolonien - S. 112

1911 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 112 — Zeiträume zunutze gemacht. Und heute rangiert Japan in der Reihe der Weltmächte und läßt sich in allen Kulturstaaten der Erde durch seine Botschafter vertreten. Die Japaner sind jetzt das ge- bildetste und einflußreichste Volk des asiatischen Kontinents. So hat Japan zahlreiche Bildungsstätten und wissenschaftliche Anstalten nach europäischem Muster eingerichtet. Es hat euro- päische Gelehrte ins Land gezogen und sein Heer und seine Flotte teilweise nach deutscher Art neugestaltet. Junge Japaner studieren an europäischen — auch deutschen — Universitäten und Fach- schulen. Studienkommissionen werden ständig ins Ausland ent- sandt, um Neuerungen auf technischen u. a. Gebieten kennen zu lernen. Begabte Japaner erhalten dann nach ihrer Rückkehr Ämter, in denen sie die gemachtenersahrnngen verwenden können. So wurden im Lande auch Fabriken mit Maschinerien europäischen Musters angelegt, und das Netz von Eisenbahnen, die Telegraphen- und Telephonanlagen erinnern lebhaft an europäische bzw. deutsche Berkehrseinrichtungen. Dazu hat der Kaiser (Mikado) dem Lande auch eine moderne Staatsverfassung gegeben. Er ist zugleich auch das geistliche Oberhaupt des Volkes. — Großartig entwickelt ist die japanische Industrie, deren Be- trieben der Reichtum des Landes an Steinkohlen dient. Auch sonst ist das Land reich an Bodenschätzen. Kunstsinn und Kunstfertig- keit der Japaner leisten in der Hausindustrie Hervorragendes, und zwar in der Bereitung von feinen Seidengeweben, in der Lack- malerei, in der Porzellanindustrie (Keramik), in der Herstellung von Bronzegegenständen, in der Holz- und Elfenbeinschnitzerei, und die Großindustrie erstreckt sich vor allem auf die Verfertigung von Baumwollengeweben, Teppichen, Papier, Maschinen, zier- lichen Tischlerarbeiten (Bambus), Schissen, Waffen, Metallwaren aller Art u. a. m. Die günstige Lage und die natürliche Beschaffenheit ihres Landes haben die Japaner auf Seeschiffahrt und Seehandel hin- gewiesen. Der Außenhandel Japans ist in andauernder Steigung begriffen. Die nächsten Handelswege führen nach China, den beiden Indien, den Sundainfeln, Australien und den Vereinigten Staaten Amerikas. Unter den Ausfuhrartikeln stehen Tee und Seide obenan. Dazu kommen die mannigfachen Erzeugnisse der ebenerwähnten Industriezweige, ferner Kupfer, Kohlen, Kampfer, Reis u. v. a. Zur Einfuhr gelangen Rohbaumwolle, wollene Ge- webe, Eisen, Zucker, Petroleum u. v. a. (Handelsbeziehungen mit Deutschland — den Vergleich des „asiatischen England" mit dem „euro- päischen England" durchführen!) Die Hauptstadt des Kaiserreiches Japan ist Tokio, d. i. die Hauptstadt des Ostens, auf Hondo. Ehe der Mikado hier residierte,

3. Physische und politische Erdkunde von Asien, Australien, Afrika, Die deutschen Kolonien - S. 232

1911 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 232 — Erschließung durch fortgesetzten Bau von Eisenbahnen und Schaffung anderer schnellerer und billigerer öffentlicher Ver- kehrsmittel (Bedeutung!) sowie von rationellen regierungsseitigen Vorbereitungen vonansiedlungen in klimatisch dazu begünstigten Gebieten abhängen (u. a. 1899 Gründung einer Kolonialschule in Witzen- Hausen zur Ausbildung von Pflanzern, Kolonisten und Kaufleuten — seit 1908 auch eine Frauenkolonialschule angegliedert). Wohl sind Mißerfolge und Enttäuschungen auch unserer jungen Kolonialmacht nicht erspart geblieben, wohl hat auch schon manch' edles deutsches Blut fern von der Heimat auf dem Felde derehre feinleben gelassen! Das alles soll uns aber nicht abhalten, angesichts der gegebenen Schwierigkeiten, dazu der kurzen Zeit und der geringen Mittel, welche uns bis dahin für unsere kolonial- wirtschaftliche Arbeit zur Verfügung standen, über die bisherigen Ergebnisse gerecht zu urteilen, um dann zum Segen unseres Vater- landes die großen Ziele unserer Kolonialpolitik der Mehrheit unseres Volkes immer mehr zum Bewußtsein zu bringen, damit diese sich völlig emanzipiere von den ewigen Nörglern an den wohl- gemeinten Gesamtinteressen unseres ganzen Staatslebens und auch immer mehr mitwirke für einen gesunden Aufbau unserer Kolonialwirtschaft. Darum sagte auch Fürst Bismarck am 2. März 1885 im Reichstage: „Eine Kolonialpolitik ist überhaupt nur dann möglich, wenn sie von einer Mehrheit des nationalen Willens mit Entschlossenheit und Überzeugung getragen wird." Und „ein Volk, das darauf verzichtet, den eigenen Geist und die eigene Art zur Geltung zu bringen in dem vielfarbigen Bilde menschlicher Kultur, versäumt feine Pflicht nicht nur gegen sich selbst, sondern auch gegen die Menschheit." Ergebnis. Deutschland ist spät in die Reihe der Kolonialmächte eingetreten. (Grund!) Frühere Kolonialerwerbungen bzw. Versuche von solchen scheiterten (Welser — Friedrich Wilhelm der Große Kurfürst — Errichtung von Grotz-Friedrichsburg). Die Deutschen wurden im Auslande als Kolonisten geschätzt und ausgenutzt. Deutschlands An- sehen war gering. Erst mehr denn ein Jahrzehnt nach der Neugründung des machtvollen deutschen Reiches (Kämpse 1870/71) setzten nun inten- sive koloniale Bestrebungen mit Ersolg ein. (Die Erwerbungen und die bedeutenden deutschen Männer, welche sich um die koloniale Sache ver- dient machten, nennen!) Heute ist der deutsche Kolonialbesitz etwa fünfmal größer als das Mutterland. Deutschland ist der räumlichen Ausdehnung nach die vierte Kolonialmacht. Mit der Besitzergreifung der Kolonien bezweckt man wirk- samen Schutz deutscher Missionare, Wahrung und Förderung unserer Handelsintereffen, achtunggebietende Stellung der Deutschen im Aus- lande (früher?), Gewinnung von Nahrungsmitteln verschiedenster Art für die heimische Volkswirtschaft und Erzeugung von Rohstoffen für die heimische Industrie (Unabhängigkeit vom Auslande, Erhaltung deutschen Kapitals, Einwirkung der deutschen Industriellen auf die Preise der Rohmaterialien im Welthandel), Gewinnung von Absatz-

4. Physische und politische Erdkunde von Asien, Australien, Afrika, Die deutschen Kolonien - S. 98

1911 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 98 — Frei steht es unter dem himmlischen Bogen, Es reicht in die Wolken, es netzt sich im Meer. Nicht eitle Prahlsucht hat es getürmet, Es dienet zum Heil, es rettet und schirmet; Seinesgleichen ist nicht auf Erden bekannt, Und doch ist's ein Werk von Menschenhand. In neuerer Zeit beginnen die Chinesen nun ihre Abgeschlossen- heit und Abneigung gegen alles Fremde mehr und mehr aufzu- geben. Binnenverkehr und Binnenhandel waren immer schon sehr lebhaft. Letzterer wurde freilich immer etwas durch die will- kürlichen Zölle der Mandarinen in seiner weiteren Entwickelung gehindert. Aber der Außenhandel hebt sich zusehends, seit im Laufe der letzten Jahrzehnte eine ganze Anzahl von Hafenplätzen (Vertragshäfen) dem Verkehr und Handel mit den Fremden frei- gegeben wurden. Bis um die Mitte des 19. Jahrhunderts war Kanton der einzige Ausfuhrhafen, und der Handel der Ausländer war auch hier noch außerordentlich erschwert. Auch sonst ist in der Entwickelung des chinesischen Volkes jetzt manche Wendung zum Besseren zu erkennen, und es ist sehr wahrscheinlich, daß der Blick auf die in ihrer Kultur ausnahmsweise schnell vorgeschrittenen Japaner (Kampf derjapaner mit den Russen, Port Arthur 1904—1905) die Chinesen mit veranlaßt hat, aus ihrer törichten Reserve mehr und mehr herauszutreten und zuerkennen, daß sie keine rechte Veran- lassung haben, den „fremden Teufeln" mit Haß und Verachtung entgegenzutreten. So senden sie heute auch schon Studienkommissionen und Offiziere nach Europa (Deutschland), damit diese nach ihrer Rückkehr die entsprechenden Verhältnisse und Erfahrungen im eigenen Lande nutzbar machen können. Schulen und Universitäten werden vereinzelt schon nach europäischem Muster eingerichtet. Europäische Lehrer helfen den Unterricht in diesen Anstalten reformieren. Telegraph und Telephon finden Eingang nach europäischer Art. Eisenbahnen werden gebaut. Die Bedrückung des niederen Volkes durch die Mandarinen sowie deren Bestech- lichkeit sucht man zu beseitigen. Auch ist man schon mit dem Ge- danken umgegangen, die Regierungsform neuzeitlich — den Kultur- staaten entsprechend — zu gestalten. Dem Opiumlaster soll mit aller Strenge gewehrt werden u. a. m. Und überall, wo wir an größeren Plätzen unseres Vaterlandes Chinesen begegnen, da sind sie vielfach schon äußerlich europäisch zugestutzt. Selbst der ominöse Zopf ist zumeist der Schere gewichen, und auch euro- päischer Sauberkeit scheinen sie schon zugänglicher zu sein. Und dennoch wird der Haß wohl nie ganz verstummen. Erst höhere Stufen der Religion und der allgemeinen Bildung können ihn völlig dämpfen. Was bis jetzt auf dem Wege vorwärts geschehen ist, ent-

5. Physische und politische Erdkunde von Asien, Australien, Afrika, Die deutschen Kolonien - S. 288

1911 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 288 — dem Gewerbe und Handel zuzuwenden (Hebung der Wohlhaben- heit). Vor allem werden Strohborten (Getreidearten — Hut- fabrikation) und Rohseide (Gespinst des Eichenspinners — Weihsisn) ausgeführt. So kann auch bei sortgesetzter Förderung des Seiden- baus der größte Teil der bisher für Rohseide verausgabten Millionen — abgesehen von der Unabhängigkeit vom Auslande — unserem Vaterlande erhalten bleiben.

6. Physische und politische Erdkunde der außerdeutschen Länder Europas und Amerikas - S. 112

1911 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 112 — einschneidenden Bucht Italiens großer Krieghafen, Spezia. Unweit davon (im Osten) erhebt sich in einem tiefen Bergkessel des Apuanischen Apennin Carrara mit seinen berühmten Marmorbrüchen. Die Tiefebene von Toskana liegt auch noch im Schutze des Nordapennin, und man kann sie als die Fortsetzung der Riviera ansehen. Nur ist der Küstensaum von bedeutenderer Breite, und das Tiefland tritt am Arno, der Hauptwasserader, weit in das Land ein. Der Arno ist in seinem Oberlaufe ein wilder Bergstrom und weist dort außerordentlich reizvolle Partien auf. Er durchfließt dann die berg- umkränzte Talebene von Florenz, ein ehemaliges Seebecken. Dann verbreitert sich das Tal mehr und mehr. Die Ufer des Arno sind dicht bevölkert. Die ganze Tiefebene ist — wenige Landstriche aus- genommen — herrlich angebaut, zumal sie sehr fruchtbaren Boden hat. Sie gleicht einem großen Garten und kann als ein Abbild der Lombardischen Tiefebene angesehen werden. Die Mündung des Arno in das Ligurische Meer erfolgt unterhalb Pisa, das einst unmittelbar an der Mündung lag, heute aber 11 km davon entfernt ist. Italiens Flüsse führen be- sonders viel Schlamm- und Schuttmassen mit sich (Grund: lockeres Erd- reich) und setzen diese in ihrem Unterlaufe ab. Dadurch erhöhte sich ihr Bett. Die Flüsse traten über ihre Ufer und bildeten Sumpfland. Sie wirkten dadurch aber landaufbauend. So geschah es auch hier an der Mündung des Arno, und so erklärt sich auch die heutige Lage von Pisa. — Das Mündungsgebiet des Arno gehört auch den Maremmen an, jenem sumpfigen Küstensaum, der bei Carrara beginnt und sich bis fast in die Nähe der Volturnomündung erstreckt. Fast ihren letzten Teil bilden die Pontinischen Sümpfe (Viehherden!), südlich von Rom. In diesen Sumpfgegenden entsteht unter der Einwirkung der heißen Sonnen- strahlen Fieberluft, die Malaria, welche die Bevölkerung aus diesen Gebieten mehr und mehr auf die malariafreien Höhen verdrängt hat, weil sie unter derselben geradezu verheerend wirkte (Rückkehr zur Zeit der Aussaat und der Ernte). Im Arnogebiet sind die Maremmen schon kunstvoll entwässert und damit dem Anbau zugänglich gemacht. Im übrigen aber hat das heutige Italien hier noch eine große Kultur- aufgäbe zu erfüllen, wenn es erst die Aufgaben gelöst haben wird, welche aus der Zeit der endlosen Kriege und politischen Wirren ver- blieben sind. Es wird sogar behauptet, daß von den 69 Provinzen Italiens nur sechs völlig fieberfrei sind. Im Mittelpunkte des von Bergeshöhen umkränzten, außerordentlich fruchtbaren Florenzer Beckens liegt Florenz (250 000 Einw.), eine der schönsten und interessantesten Städte Italiens. Wegen seiner vielen Kunst schätze wird es auch das „italienische Athen" genannt. Seine Hauptblütezeit fällt in das 15. Jahrhundert, als das vornehm gesinnte Fürstenhaus der Media Handel und Industrie, Kunst und Wissen- schast pflegte, um die Stadt zum Mittelpunkte der italienischen Kultur

7. Physische und politische Erdkunde der außerdeutschen Länder Europas und Amerikas - S. 127

1911 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 127 — Aus dem obigen ergeben sich die einzelnen Gebiete für die genannten Er- werbszweige. Handel und Verkehr können noch bei weitem mehr gefördert werden. Zu den wichtigsten Ausfuhrprodukten gehören außer den schon erwähnten Südfrüchten noch Wein, Öl, Seide, Marmor, Schwefel, Eier, Nutzholz, Korallen u. a. m. Mit den mitteleuropäischen Ländern hat allezeit ein reger Verkehr bestanden. Jetzt ist Italien durch die Riviera-, die Mout Cenis- und die Simplonbahn mit Frankreich, durch die Gotthard- und die Brennerbahn mit der Schweiz und mit Deutschland und durch die Semmeringbahn mit Österreich verbunden. Die Bahnen treffen in der Lombardei zusammen und nehmen dann ihren weiteren Weg an den beiden Längsseiten der Halbinsel über Genua —Pisa—rom nach Neapel und Salerno bzw. über Modena—ancona nach Brindisi (Beginn der Dampferlinien nach Ostafrika, Indien, Ostasien, Australien). Die Bewohner sind — wie wir gesehen haben — ihrer Abstam- mung nach zwar ein Mischvolk, aber die Latin er, das Kernvolk Italiens, und dann die Italiener haben es vermocht, alle die fremden Be- Völkerungselemente (siehe oben! welche?) ihrem Volkstum anzu- passen, so daß die heutigen Italiener ein einheitliches Volk (romanisch) mit einheitlicher Sprache, die freilich verschiedene Mundarten auf- weist, und einheitlichem Bekenntnis (römisch-katholisch) bilden. Nur wenige Tausend Protestanten und Juden wohnen im Lande. Die Italiener sind äußerlich den Spaniern ähnlich und im allge- meinen ein schöner Menschenschlag. (Wodurch leiden sie gesundheitlich sehr?) Sie sind genügsam, nüchtern, heiter und lebensfroh, aber auch träge, sorglos und jähzornig. Ihr mangelnder Sinn sür Reinlichkeit und auch ihre Grausamkeit gegen die Tiere stehen mit ihrem ausgeprägten Kunstsinn wenig im Einklang. Das Land ist reich an herrlichen Kunstwerken aller Art. Diese sowie die landschaftliche Schönheit Italiens führen viele Fremde, darunter besonders Baumeister, Bildhauer, Maler und Musiker, in das Land. Die Kunstschätze Italiens erinnern uns unwillkürlich an Rasfael, Leonardo da Vinci, Michel Angelo, Dante u. a. Die allgemeine Volksbildung liegt noch recht im argen. Die Zahl der Analphabeten, also derer, die weder lesen noch schreiben können, ist erschreckend groß. Aber auch hier macht sich ein Fortschritt bemerk- bar. Das niedere Volk wandert noch immer in großer Zahl aus, zum größten Teile nach überseeischen Gebieten (Südamerika: Brasilien, Argen- tinien u. a.), doch auch nach den Kolonien des eigenen Landes, immer aber in der Absicht, seine wirtschaftlichen Verhältnisse zu verbessern. Auch in Deutschland finden zahlreiche italienische Arbeiter einen besseren Verdienst als im eigenen Lande. Bekannte Gestalten sind zudem die italienischen Gipsfigurenhändler und Orgeldreher. Mit der weiteren günstigen wirtschaftlichen Entwickelung des Landes wird auch die Aus-

8. Physische und politische Erdkunde der außerdeutschen Länder Europas und Amerikas - S. 251

1911 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 251 — Textilindustrie (Baumwoll- und Wollfabrikate) einen immer größeren Aufschwung. Um Holz und Kohle zu ersparen, wird in kleineren Be- trieben auch wohl guter Torf verwendet. Vor allem aber wird auch in Schweden die Wasserkraft zum Treiben industrieller Anlagen ausgenutzt. Selbst die Trollhättafälle müssen diesen Zwecken dienen. Sie sollen dadurch aber an Schönheit Einbuße erlitten haben. Durch Wasserkraft wird auch elektrische Kraft erzeugt. Der Handelsumsatz steht — sofern man hierbei die Einwohner- zahl Schwedens mit der Norwegens vergleicht — hinter demjenigen Nor- wegens zurück. Der Handel als solcher — sowohl der Binnen- wie der Außenhandel — ist von Jahrzehnt zu Jahrzehnt lebhafter ge- worden. Die Holz- und danach die Erzausfuhr repräsentieren die größten Werte. Mit England und Deutschland unterhält Schweden den wichtigsten Verkehr. Im Binnenlande dienen dem Verkehr und Handel treffliche Landstraßen und zahlreiche Eisenbahnlinien. Letztere bilden in Südschweden ein engmaschiges Netz. Die Unterläufe der Flüsse und mehrere Kanäle befördern vorwiegend den Frachtverkehr. Den Ernst, die Treue, die Liebe zu Religion, Vaterland, Gesetz und Freiheit, das Selbstgefühl, Ehrlichkeit, Uneigennützigkeit und Gastfreundschaft, Mut und Tatkraft hat der Schwede mit dem Norweger gemeinsam. Mit ihm teilt er auch die schnelle Fassungsgabe und die scharfe Urteilskraft. Im übrigen zeichnen sich die Schweden durch größere Lebhaftigkeit und Beweglichkeit (Grund!) aus, so daß man sie nicht zu Unrecht wohl auch die „Franzosen des Nordens" nennt. Die Schweden gehören ebenfalls fast ausschließlich zur evangelisch- lutherischen Kirche. Die schwedische Volksbildung steht sehr hoch. Analphabeten sind äußerst selten, und auf allen Gebieten des Wissens finden die Gelehrten in ihren Reihen hervorragende Männer schwe- discher Herkunft (Linne u. a.). In dünn besiedelten Gebieten besteht die Einrichtung der fliegenden Volksschule. Im übrigen sorgen Volksschulen, Volkshochschulen (Fortbildungsschulen), alle Arten Fachschulen, Gymnasien und Universitäten für die Bildung der Bewohner. Schweden ist ebenfalls ein konstitutionelles Königreich. Dem Könige steht der Reichstag mit einer Ersten und Zweiten Kammer zur Seite. Das Volk wählt seine Vertreter in den Reichstag. Der freiheit- liche Sinn und das nationale Bewußtsein erwachten bei den Schweden früher als bei ihren norwegischen Nachbarn. Schweden trennte sich schon im 16. Jahrhundert von der Dänischen Union, bei der Norwegen noch Jahrhunderte verblieb. 1814 verband sich Norwegen mit Schweden durch Personalunion. Seit 1905 aber bestehen auf der Skandinavischen Halb- insel zwei selbständige Königreiche. In Schweden wohnen durchschnittlich 12 Menschen auf 1 qkm. Die größeren Siedlungen sind durch den Handel aufgeblüht. Sie liegen naturgemäß mehr im südlichen Schweden. (Grund!) Die Haupt-

9. Friedrich der Große - S. 44

1912 - Hannover-List [u.a.] : Meyer
— 44 — betrug als vor dem Kriege. ^)anz besonders sorgte der König für sein Schmerzenskind, das neuerworbene Schlesien. Wie Friedrich nach Beendigung des Ii. Schlesischen Krieges die sumpfige Gegend an der Oder entwässert und in fruchtbare Gefilde verwandelt hatte, so ließ er nach dem Siebenjährigen Kriege auch das Warthe- und Netzebruch durch Anlegung von Deichen und Dämmen in blühende Felder und Wiesen umwandeln und siedelte hier Hunderte von deutschen Familien an, so daß zahlreiche neue Dörfer entstanden. Wie segensreich die Fürsorge des Königs für den Ackerbau gewesen ist, geht daraus hervor, daß während seiner Regierung gegen 400 000 Morgen wüsten Landes urbar gemacht wurden. Zur Förderung des Landbaues ließ er auf eigene Kosten erfahrene Landwirte nach Holland, England und in andere Länder reisen, damit sie die Erfahrungen, die sie auf solchen Reisen sammelten, bei ihrem Grundbesitz anwenden und auch andere zur Nacheiferung anspornen sollten. Wie der Landwirtschaft, so widmete der König auch der Gewerbtätigkeit seine besondere Aufmerksamkeit. Wie sein Vater, so handelte auch er nach dem Grundsätze: „Das Geld muß im Lande bleiben!" und war deshalb unablässig bemüht, in seinem Lande immer neue Gewerbe einzuführen. In Berlin gründete er im Jahre 1761 die noch jetzt bestehende Königliche Porzellanfabrik, die sich bald durch die Vortrefflichkeit ihrer Waren auszeichnete und reichlichen Gewinn einbrachte. Ebenso ries er dort eine Zuckerfabrik ins Leben, der bald andere folgten. In Eberswalde errichtete er auf eigene Kosten eine Eisen- und Stahlfabrik und ließ aus Suhl, wo diese Industrie damals schon in hoher Blüte stand, hundert Familien von Messer- und Scherenschmieden kommen. Um den Erzeugnissen seines Landes mehr Absatz zu verschaffen, verbot er fremde Waren entweder ganz oder belegte sie mit hohen Einfuhrzöllen. In engster Beziehung mit der Hebung der Gewerbtätigkeit stand die Förderung des Handels und Verkehrs. Fort und fort sorgte Friedrich für die Verbesserung der Landwege und Heerstraßen. Auch der Bau von Kanälen wurde eifrig fortgesetzt. Nach der Erwerbung Westpreußens wurde der Bromberger Kanal gegraben, durch den alle Flüsse zwischen Elbe und Weichsel miteinander verbunden wurden. Um den Kaufleuten bei augenblicklichen Verlegenheiten gegen geringen Zinsfuß Geld zu verschaffen, gründete der König in Berlin die Königliche Bank, die ihre Tätigkeit bald auf alle Landesteile ausdehnte. Zur Hebung des Seehandels wurde die Seehandlungsgesellschaft ins Leben gerufen, der zur festeren Begründung das Recht des Alleinverkaufs des Salzes verliehen wurde. Neben den auf die Förderung des Wohlstandes gerichteten

10. Friedrich der Große - S. 28

1912 - Hannover-List [u.a.] : Meyer
— 28 — durch die Entwässerung des Bruches hatte man große Landstrecken gewonnen, die sich bald durch besondere Fruchtbarkeit auszeichneten. Schon im Jahre 1 (53 waren 30 000ha neuen Bodens gewonnen, die an 1252 Familien, Rheinländer und Süddeutsche, verteilt wurden. Als der König die blühenden Gefilde vom Oderdamme ans überblickte, rief er voll Freude aus: „Hier ist ein Fürstentum erworben, worauf ich feine Soldaten zu halten nötig habe!" Freilich ging noch manches Jahrzehnt ins Land, ehe das Oderbruch das wurde, was es heute ist: ein wahrer Garten Gottes, bewohnt von einem wohlhabenden, tatkräftigen und fleißigen Menschenschläge. In manchen Gegenden, wie z. B. in Pommern und in der Mars, waren die Folgen des Dreißigjährigen Krieges noch nicht überwunden. Daher, suchte Friedrich die ländliche Bevölkerung durch Ansiedlung zu vermehren. Tüchtige Landwirte wurden aus anderen Ländern herangezogen, darunter viele, die um ihres evangelischen Glaubens willen bedrückt worden waren. In Pommern wuchs die Bevölkerung auf diese Weise in wenigen Jahren um 50 000 Seelen. Zwischen 1745 und 1756 wurden in dieser Provinz allein 280 neue Dörfer gegründet. Im ganzen hat der König während feiner Regierung wohl an 250 000 Ansiedlern aus allen Teilen Deutschlands, aus Holland und anderen Nachbarländern Aufnahme in seinem Lande gewährt, wo sie weite Strecken, die bis dahin brach lagen, in lachende Auen verwandelten. Ein besonderes Verdienst erwarb sich der König auch um die Einführung der Kartoffeln, die bis dahin im Lande noch gänzlich unbekannt waren. Auch dem^Obstbau widmete der König eine besondere Aufmerksamkeit. Selbst ein großer Freund der Baumfrüchte, hatte er schon in Rheinsberg Obstbünme gepflanzt und schärfte es seinen Ministern ein, „den Obstbau auf dem Lande und in den Ämtern allgemein zu machen; denn das Geld muß man, soviel als möglich, zu behalten suchen". Wenn er durch die Dörfer fuhr, besichtigte er die Anpflanzungen, und auf feinen Gütern pflegte er die köstlichsten Sorten. Wie die Landwirtschaft, so lag dem König auch das Empor-blühen von Handel und Gewerbe am Herzen. Um Erzeugnisse, die bis dahin mit großen Kosten aus dem Auslande bezogen worden waren, im eigenen Lande anfertigen zu lassen, ließ er überall Fabriken anlegen. Auf feine Anregung entstanden Webereien, Baumwollspinnereien und Kattun-druckereien. Aus Böhmen, wo die Leinenweberei besonders eifrig betrieben wurde, ließ er Weber kommen und fiedelte sie in feinem Lande an. So entstand z. B. das Dorf Nowawes bei Potsdam aus einer Weberkolonie, die der König begründet hat. Mit besonderer Vorliebe unterstützte Friedrich die Anlagen von Seidenfabriken. Er ließ Maulbeerbäume anpflanzen,
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