Vorwort.
„Ich habe gelernt, was Heimat heißt, und darin einen
Schatz gefunden, der mich reich macht, und in dessen Besitz
ich uie wieder arm werden kann." Friedrich Ratzel.
Möchte jeder Mensch so sprechen können wie Friedrich Ratzel, der
Begründer der kulturgeographischen Wissenschaft. Wer es aber zu erfahren
wünscht, was die Heimat dem Erdenpilger sein und werden kann, der lese
Wilhelm Raabes Roman „Altershausen", sein letztes Geschenk ans deutsche
Volk. Der alte Rat Feyerabend ist ein Heimatmensch, der seine Heimat
liebt wie sonst nichts mehr auf der Welt, weil sie das Land seiner goldenen
Kindheitstage, das Paradies seines Lebens, war. Solche kindlich-glück-
lichen Menschen heranzubilden, die fest wurzeln im heimatlichen Boden
und aus ihm immer wieder neue Kraft gewinnen zu unentwegtem, hoff-
nungsfreudigem Schaffen in den Kämpfen des Lebens, ist das hohe Ziel
des heimatkundlichen Unterrichts. Möchte es diesem Buche vergönnt sein,
ein Weniges zu seiner Erreichung beizutragen. Es ist in erster Linie für
junge Lehrer und Seminaristen geschrieben. Sie kennen den Ort ihrer
Wirksamkeit erst flüchtig. Der Seminarist weilt nur ein paar Jahre an
dem Orte seiner Ausbildung. Sie genügen nicht, ihn dort heimisch zu
machen. Dazu hat er sich vor allem der Vorbereitung auf seinen künftigen
Beruf zu widmen. In ähnlicher Lage befindet sich der junge Lehrer. In
den meisten Fällen ist ihm die erste Stätte seiner Wirksamkeit fremd. Jetzt,
wo er als selbständiger Mamt in das Leben hinaustritt und ein verant-
wortungsvolles Amt übernimmt, häuft sich eine große Zahl von Ber-
pflichtungen auf seine in vielen Dingen noch unerfahrene Jngend, Da
soll er die ihm anvertraute Kinderschar bekannt und vertraut machen mit
ihrer Heimat, in der er selbst ein Fremdling ist. Was nur der erfahrene
Meister kann, der voll und ganz Wurzel gefaßt hat, der verwachsen ist mit
seiner Gemeinde, dem der Wirkungskreis zur zweiten Heimat geworden
ist, das kann niemand vom fremden Jünger erwarten. Und doch soll und
muß er zum Meister und zum Kenner, zum besten Kenner seiner Heimat-
lichen Fluren werden; denn nur dann kann er Heimatunterricht
in der H e i m a t s ch u l e treiben. Hierzu genügt nicht eine kurze Spanne
Zeit, sondern ein ganzes Leben voller Wirksamkeit und regster Anteilnahme
an allem Leid und Freud der Gemeinde. Solche Lehrer werden Träger
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Ratzel Friedrich Friedrich_Ratzel Friedrich Wilhelm_Raabes Wilhelm
— 112 —
Zeiträume zunutze gemacht. Und heute rangiert Japan in der Reihe
der Weltmächte und läßt sich in allen Kulturstaaten der Erde
durch seine Botschafter vertreten. Die Japaner sind jetzt das ge-
bildetste und einflußreichste Volk des asiatischen Kontinents.
So hat Japan zahlreiche Bildungsstätten und wissenschaftliche
Anstalten nach europäischem Muster eingerichtet. Es hat euro-
päische Gelehrte ins Land gezogen und sein Heer und seine Flotte
teilweise nach deutscher Art neugestaltet. Junge Japaner studieren
an europäischen — auch deutschen — Universitäten und Fach-
schulen. Studienkommissionen werden ständig ins Ausland ent-
sandt, um Neuerungen auf technischen u. a. Gebieten kennen zu
lernen. Begabte Japaner erhalten dann nach ihrer Rückkehr Ämter,
in denen sie die gemachtenersahrnngen verwenden können. So wurden
im Lande auch Fabriken mit Maschinerien europäischen Musters
angelegt, und das Netz von Eisenbahnen, die Telegraphen- und
Telephonanlagen erinnern lebhaft an europäische bzw. deutsche
Berkehrseinrichtungen. Dazu hat der Kaiser (Mikado) dem Lande
auch eine moderne Staatsverfassung gegeben. Er ist zugleich auch
das geistliche Oberhaupt des Volkes. —
Großartig entwickelt ist die japanische Industrie, deren Be-
trieben der Reichtum des Landes an Steinkohlen dient. Auch
sonst ist das Land reich an Bodenschätzen. Kunstsinn und Kunstfertig-
keit der Japaner leisten in der Hausindustrie Hervorragendes, und
zwar in der Bereitung von feinen Seidengeweben, in der Lack-
malerei, in der Porzellanindustrie (Keramik), in der Herstellung
von Bronzegegenständen, in der Holz- und Elfenbeinschnitzerei,
und die Großindustrie erstreckt sich vor allem auf die Verfertigung
von Baumwollengeweben, Teppichen, Papier, Maschinen, zier-
lichen Tischlerarbeiten (Bambus), Schissen, Waffen, Metallwaren
aller Art u. a. m.
Die günstige Lage und die natürliche Beschaffenheit ihres
Landes haben die Japaner auf Seeschiffahrt und Seehandel hin-
gewiesen. Der Außenhandel Japans ist in andauernder Steigung
begriffen. Die nächsten Handelswege führen nach China, den beiden
Indien, den Sundainfeln, Australien und den Vereinigten
Staaten Amerikas. Unter den Ausfuhrartikeln stehen Tee und
Seide obenan. Dazu kommen die mannigfachen Erzeugnisse der
ebenerwähnten Industriezweige, ferner Kupfer, Kohlen, Kampfer,
Reis u. v. a. Zur Einfuhr gelangen Rohbaumwolle, wollene Ge-
webe, Eisen, Zucker, Petroleum u. v. a. (Handelsbeziehungen mit
Deutschland — den Vergleich des „asiatischen England" mit dem „euro-
päischen England" durchführen!)
Die Hauptstadt des Kaiserreiches Japan ist Tokio, d. i. die
Hauptstadt des Ostens, auf Hondo. Ehe der Mikado hier residierte,
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
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Extrahierte Ortsnamen: Japan Japan Japans China Indien Australien Amerikas Deutschland Japan Tokio
— 232 —
Erschließung durch fortgesetzten Bau von Eisenbahnen und
Schaffung anderer schnellerer und billigerer öffentlicher Ver-
kehrsmittel (Bedeutung!) sowie von rationellen regierungsseitigen
Vorbereitungen vonansiedlungen in klimatisch dazu begünstigten
Gebieten abhängen (u. a. 1899 Gründung einer Kolonialschule in Witzen-
Hausen zur Ausbildung von Pflanzern, Kolonisten und Kaufleuten —
seit 1908 auch eine Frauenkolonialschule angegliedert).
Wohl sind Mißerfolge und Enttäuschungen auch unserer
jungen Kolonialmacht nicht erspart geblieben, wohl hat auch schon
manch' edles deutsches Blut fern von der Heimat auf dem Felde
derehre feinleben gelassen! Das alles soll uns aber nicht abhalten,
angesichts der gegebenen Schwierigkeiten, dazu der kurzen Zeit und
der geringen Mittel, welche uns bis dahin für unsere kolonial-
wirtschaftliche Arbeit zur Verfügung standen, über die bisherigen
Ergebnisse gerecht zu urteilen, um dann zum Segen unseres Vater-
landes die großen Ziele unserer Kolonialpolitik der Mehrheit
unseres Volkes immer mehr zum Bewußtsein zu bringen, damit
diese sich völlig emanzipiere von den ewigen Nörglern an den wohl-
gemeinten Gesamtinteressen unseres ganzen Staatslebens und
auch immer mehr mitwirke für einen gesunden Aufbau unserer
Kolonialwirtschaft. Darum sagte auch Fürst Bismarck am 2. März
1885 im Reichstage: „Eine Kolonialpolitik ist überhaupt nur
dann möglich, wenn sie von einer Mehrheit des nationalen
Willens mit Entschlossenheit und Überzeugung getragen wird."
Und „ein Volk, das darauf verzichtet, den eigenen Geist und die
eigene Art zur Geltung zu bringen in dem vielfarbigen Bilde
menschlicher Kultur, versäumt feine Pflicht nicht nur gegen sich
selbst, sondern auch gegen die Menschheit."
Ergebnis. Deutschland ist spät in die Reihe der Kolonialmächte
eingetreten. (Grund!) Frühere Kolonialerwerbungen bzw. Versuche
von solchen scheiterten (Welser — Friedrich Wilhelm der Große Kurfürst
— Errichtung von Grotz-Friedrichsburg). Die Deutschen wurden im
Auslande als Kolonisten geschätzt und ausgenutzt. Deutschlands An-
sehen war gering. Erst mehr denn ein Jahrzehnt nach der Neugründung
des machtvollen deutschen Reiches (Kämpse 1870/71) setzten nun inten-
sive koloniale Bestrebungen mit Ersolg ein. (Die Erwerbungen und die
bedeutenden deutschen Männer, welche sich um die koloniale Sache ver-
dient machten, nennen!) Heute ist der deutsche Kolonialbesitz etwa
fünfmal größer als das Mutterland. Deutschland ist der räumlichen
Ausdehnung nach die vierte Kolonialmacht.
Mit der Besitzergreifung der Kolonien bezweckt man wirk-
samen Schutz deutscher Missionare, Wahrung und Förderung unserer
Handelsintereffen, achtunggebietende Stellung der Deutschen im Aus-
lande (früher?), Gewinnung von Nahrungsmitteln verschiedenster Art
für die heimische Volkswirtschaft und Erzeugung von Rohstoffen für
die heimische Industrie (Unabhängigkeit vom Auslande, Erhaltung
deutschen Kapitals, Einwirkung der deutschen Industriellen auf die
Preise der Rohmaterialien im Welthandel), Gewinnung von Absatz-
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Extrahierte Personennamen: Welser Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Witzen-
Hausen Deutschland Grotz-Friedrichsburg Deutschlands Deutschland
— 98 —
Frei steht es unter dem himmlischen Bogen,
Es reicht in die Wolken, es netzt sich im Meer.
Nicht eitle Prahlsucht hat es getürmet,
Es dienet zum Heil, es rettet und schirmet;
Seinesgleichen ist nicht auf Erden bekannt,
Und doch ist's ein Werk von Menschenhand.
In neuerer Zeit beginnen die Chinesen nun ihre Abgeschlossen-
heit und Abneigung gegen alles Fremde mehr und mehr aufzu-
geben. Binnenverkehr und Binnenhandel waren immer schon
sehr lebhaft. Letzterer wurde freilich immer etwas durch die will-
kürlichen Zölle der Mandarinen in seiner weiteren Entwickelung
gehindert. Aber der Außenhandel hebt sich zusehends, seit im
Laufe der letzten Jahrzehnte eine ganze Anzahl von Hafenplätzen
(Vertragshäfen) dem Verkehr und Handel mit den Fremden frei-
gegeben wurden. Bis um die Mitte des 19. Jahrhunderts war
Kanton der einzige Ausfuhrhafen, und der Handel der Ausländer
war auch hier noch außerordentlich erschwert. Auch sonst ist in der
Entwickelung des chinesischen Volkes jetzt manche Wendung zum
Besseren zu erkennen, und es ist sehr wahrscheinlich, daß der Blick auf
die in ihrer Kultur ausnahmsweise schnell vorgeschrittenen Japaner
(Kampf derjapaner mit den Russen, Port Arthur 1904—1905) die
Chinesen mit veranlaßt hat, aus ihrer törichten Reserve mehr und
mehr herauszutreten und zuerkennen, daß sie keine rechte Veran-
lassung haben, den „fremden Teufeln" mit Haß und Verachtung
entgegenzutreten. So senden sie heute auch schon Studienkommissionen
und Offiziere nach Europa (Deutschland), damit diese nach ihrer
Rückkehr die entsprechenden Verhältnisse und Erfahrungen im
eigenen Lande nutzbar machen können. Schulen und Universitäten
werden vereinzelt schon nach europäischem Muster eingerichtet.
Europäische Lehrer helfen den Unterricht in diesen Anstalten
reformieren. Telegraph und Telephon finden Eingang nach
europäischer Art. Eisenbahnen werden gebaut. Die Bedrückung
des niederen Volkes durch die Mandarinen sowie deren Bestech-
lichkeit sucht man zu beseitigen. Auch ist man schon mit dem Ge-
danken umgegangen, die Regierungsform neuzeitlich — den Kultur-
staaten entsprechend — zu gestalten. Dem Opiumlaster soll mit
aller Strenge gewehrt werden u. a. m. Und überall, wo wir an
größeren Plätzen unseres Vaterlandes Chinesen begegnen, da sind
sie vielfach schon äußerlich europäisch zugestutzt. Selbst der
ominöse Zopf ist zumeist der Schere gewichen, und auch euro-
päischer Sauberkeit scheinen sie schon zugänglicher zu sein. Und
dennoch wird der Haß wohl nie ganz verstummen. Erst höhere Stufen
der Religion und der allgemeinen Bildung können ihn völlig
dämpfen. Was bis jetzt auf dem Wege vorwärts geschehen ist, ent-
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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— 288 —
dem Gewerbe und Handel zuzuwenden (Hebung der Wohlhaben-
heit). Vor allem werden Strohborten (Getreidearten — Hut-
fabrikation) und Rohseide (Gespinst des Eichenspinners — Weihsisn)
ausgeführt. So kann auch bei sortgesetzter Förderung des Seiden-
baus der größte Teil der bisher für Rohseide verausgabten
Millionen — abgesehen von der Unabhängigkeit vom Auslande —
unserem Vaterlande erhalten bleiben.
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— 112 —
einschneidenden Bucht Italiens großer Krieghafen, Spezia. Unweit
davon (im Osten) erhebt sich in einem tiefen Bergkessel des Apuanischen
Apennin Carrara mit seinen berühmten Marmorbrüchen.
Die Tiefebene von Toskana liegt auch noch im Schutze des
Nordapennin, und man kann sie als die Fortsetzung der Riviera
ansehen. Nur ist der Küstensaum von bedeutenderer Breite, und das
Tiefland tritt am Arno, der Hauptwasserader, weit in das Land
ein. Der Arno ist in seinem Oberlaufe ein wilder Bergstrom und weist
dort außerordentlich reizvolle Partien auf. Er durchfließt dann die berg-
umkränzte Talebene von Florenz, ein ehemaliges Seebecken. Dann
verbreitert sich das Tal mehr und mehr. Die Ufer des Arno sind
dicht bevölkert. Die ganze Tiefebene ist — wenige Landstriche aus-
genommen — herrlich angebaut, zumal sie sehr fruchtbaren Boden hat. Sie
gleicht einem großen Garten und kann als ein Abbild der Lombardischen
Tiefebene angesehen werden. Die Mündung des Arno in das Ligurische
Meer erfolgt unterhalb Pisa, das einst unmittelbar an der Mündung
lag, heute aber 11 km davon entfernt ist. Italiens Flüsse führen be-
sonders viel Schlamm- und Schuttmassen mit sich (Grund: lockeres Erd-
reich) und setzen diese in ihrem Unterlaufe ab. Dadurch erhöhte sich ihr
Bett. Die Flüsse traten über ihre Ufer und bildeten Sumpfland. Sie
wirkten dadurch aber landaufbauend. So geschah es auch hier an der
Mündung des Arno, und so erklärt sich auch die heutige Lage von Pisa.
— Das Mündungsgebiet des Arno gehört auch den Maremmen an,
jenem sumpfigen Küstensaum, der bei Carrara beginnt und sich bis fast
in die Nähe der Volturnomündung erstreckt. Fast ihren letzten Teil
bilden die Pontinischen Sümpfe (Viehherden!), südlich von Rom. In
diesen Sumpfgegenden entsteht unter der Einwirkung der heißen Sonnen-
strahlen Fieberluft, die Malaria, welche die Bevölkerung aus diesen
Gebieten mehr und mehr auf die malariafreien Höhen verdrängt hat,
weil sie unter derselben geradezu verheerend wirkte (Rückkehr zur Zeit
der Aussaat und der Ernte). Im Arnogebiet sind die Maremmen schon
kunstvoll entwässert und damit dem Anbau zugänglich gemacht. Im
übrigen aber hat das heutige Italien hier noch eine große Kultur-
aufgäbe zu erfüllen, wenn es erst die Aufgaben gelöst haben wird,
welche aus der Zeit der endlosen Kriege und politischen Wirren ver-
blieben sind. Es wird sogar behauptet, daß von den 69 Provinzen
Italiens nur sechs völlig fieberfrei sind.
Im Mittelpunkte des von Bergeshöhen umkränzten, außerordentlich
fruchtbaren Florenzer Beckens liegt Florenz (250 000 Einw.), eine
der schönsten und interessantesten Städte Italiens. Wegen seiner vielen
Kunst schätze wird es auch das „italienische Athen" genannt. Seine
Hauptblütezeit fällt in das 15. Jahrhundert, als das vornehm gesinnte
Fürstenhaus der Media Handel und Industrie, Kunst und Wissen-
schast pflegte, um die Stadt zum Mittelpunkte der italienischen Kultur
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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Extrahierte Personennamen: Arno Arno Arno Arno Arno Arno
— 127 —
Aus dem obigen ergeben sich die einzelnen Gebiete für die genannten Er-
werbszweige.
Handel und Verkehr können noch bei weitem mehr gefördert
werden. Zu den wichtigsten Ausfuhrprodukten gehören außer den
schon erwähnten Südfrüchten noch Wein, Öl, Seide, Marmor, Schwefel,
Eier, Nutzholz, Korallen u. a. m. Mit den mitteleuropäischen Ländern
hat allezeit ein reger Verkehr bestanden. Jetzt ist Italien durch die
Riviera-, die Mout Cenis- und die Simplonbahn mit Frankreich,
durch die Gotthard- und die Brennerbahn mit der Schweiz und mit
Deutschland und durch die Semmeringbahn mit Österreich verbunden.
Die Bahnen treffen in der Lombardei zusammen und nehmen dann
ihren weiteren Weg an den beiden Längsseiten der Halbinsel
über Genua —Pisa—rom nach Neapel und Salerno bzw. über
Modena—ancona nach Brindisi (Beginn der Dampferlinien nach
Ostafrika, Indien, Ostasien, Australien).
Die Bewohner sind — wie wir gesehen haben — ihrer Abstam-
mung nach zwar ein Mischvolk, aber die Latin er, das Kernvolk Italiens,
und dann die Italiener haben es vermocht, alle die fremden Be-
Völkerungselemente (siehe oben! welche?) ihrem Volkstum anzu-
passen, so daß die heutigen Italiener ein einheitliches Volk (romanisch)
mit einheitlicher Sprache, die freilich verschiedene Mundarten auf-
weist, und einheitlichem Bekenntnis (römisch-katholisch) bilden.
Nur wenige Tausend Protestanten und Juden wohnen im Lande.
Die Italiener sind äußerlich den Spaniern ähnlich und im allge-
meinen ein schöner Menschenschlag. (Wodurch leiden sie gesundheitlich
sehr?) Sie sind genügsam, nüchtern, heiter und lebensfroh, aber auch
träge, sorglos und jähzornig. Ihr mangelnder Sinn sür Reinlichkeit
und auch ihre Grausamkeit gegen die Tiere stehen mit ihrem ausgeprägten
Kunstsinn wenig im Einklang. Das Land ist reich an herrlichen Kunstwerken
aller Art. Diese sowie die landschaftliche Schönheit Italiens führen viele
Fremde, darunter besonders Baumeister, Bildhauer, Maler und Musiker,
in das Land. Die Kunstschätze Italiens erinnern uns unwillkürlich an
Rasfael, Leonardo da Vinci, Michel Angelo, Dante u. a.
Die allgemeine Volksbildung liegt noch recht im argen. Die
Zahl der Analphabeten, also derer, die weder lesen noch schreiben können,
ist erschreckend groß. Aber auch hier macht sich ein Fortschritt bemerk-
bar. Das niedere Volk wandert noch immer in großer Zahl aus, zum
größten Teile nach überseeischen Gebieten (Südamerika: Brasilien, Argen-
tinien u. a.), doch auch nach den Kolonien des eigenen Landes, immer
aber in der Absicht, seine wirtschaftlichen Verhältnisse zu verbessern.
Auch in Deutschland finden zahlreiche italienische Arbeiter einen besseren
Verdienst als im eigenen Lande. Bekannte Gestalten sind zudem die
italienischen Gipsfigurenhändler und Orgeldreher. Mit der weiteren
günstigen wirtschaftlichen Entwickelung des Landes wird auch die Aus-
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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Extrahierte Personennamen: Leonardo Michel_Angelo
Extrahierte Ortsnamen: Italien Frankreich Deutschland Genua Neapel Salerno Brindisi Ostafrika Indien Ostasien Australien Italiens Italiens Italiens Südamerika Brasilien Deutschland
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Textilindustrie (Baumwoll- und Wollfabrikate) einen immer größeren
Aufschwung. Um Holz und Kohle zu ersparen, wird in kleineren Be-
trieben auch wohl guter Torf verwendet. Vor allem aber wird auch
in Schweden die Wasserkraft zum Treiben industrieller Anlagen
ausgenutzt. Selbst die Trollhättafälle müssen diesen Zwecken dienen.
Sie sollen dadurch aber an Schönheit Einbuße erlitten haben. Durch
Wasserkraft wird auch elektrische Kraft erzeugt.
Der Handelsumsatz steht — sofern man hierbei die Einwohner-
zahl Schwedens mit der Norwegens vergleicht — hinter demjenigen Nor-
wegens zurück. Der Handel als solcher — sowohl der Binnen-
wie der Außenhandel — ist von Jahrzehnt zu Jahrzehnt lebhafter ge-
worden. Die Holz- und danach die Erzausfuhr repräsentieren die
größten Werte. Mit England und Deutschland unterhält Schweden den
wichtigsten Verkehr. Im Binnenlande dienen dem Verkehr und Handel
treffliche Landstraßen und zahlreiche Eisenbahnlinien. Letztere bilden
in Südschweden ein engmaschiges Netz. Die Unterläufe der Flüsse und
mehrere Kanäle befördern vorwiegend den Frachtverkehr.
Den Ernst, die Treue, die Liebe zu Religion, Vaterland, Gesetz und
Freiheit, das Selbstgefühl, Ehrlichkeit, Uneigennützigkeit und Gastfreundschaft,
Mut und Tatkraft hat der Schwede mit dem Norweger gemeinsam. Mit
ihm teilt er auch die schnelle Fassungsgabe und die scharfe Urteilskraft.
Im übrigen zeichnen sich die Schweden durch größere Lebhaftigkeit und
Beweglichkeit (Grund!) aus, so daß man sie nicht zu Unrecht wohl auch
die „Franzosen des Nordens" nennt.
Die Schweden gehören ebenfalls fast ausschließlich zur evangelisch-
lutherischen Kirche. Die schwedische Volksbildung steht sehr hoch.
Analphabeten sind äußerst selten, und auf allen Gebieten des Wissens
finden die Gelehrten in ihren Reihen hervorragende Männer schwe-
discher Herkunft (Linne u. a.). In dünn besiedelten Gebieten besteht die
Einrichtung der fliegenden Volksschule. Im übrigen sorgen Volksschulen,
Volkshochschulen (Fortbildungsschulen), alle Arten Fachschulen, Gymnasien
und Universitäten für die Bildung der Bewohner.
Schweden ist ebenfalls ein konstitutionelles Königreich. Dem
Könige steht der Reichstag mit einer Ersten und Zweiten Kammer zur
Seite. Das Volk wählt seine Vertreter in den Reichstag. Der freiheit-
liche Sinn und das nationale Bewußtsein erwachten bei den Schweden
früher als bei ihren norwegischen Nachbarn. Schweden trennte sich schon
im 16. Jahrhundert von der Dänischen Union, bei der Norwegen noch
Jahrhunderte verblieb. 1814 verband sich Norwegen mit Schweden durch
Personalunion. Seit 1905 aber bestehen auf der Skandinavischen Halb-
insel zwei selbständige Königreiche.
In Schweden wohnen durchschnittlich 12 Menschen auf 1 qkm.
Die größeren Siedlungen sind durch den Handel aufgeblüht. Sie
liegen naturgemäß mehr im südlichen Schweden. (Grund!) Die Haupt-
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Ernst Linne
Extrahierte Ortsnamen: Schweden Schwedens Norwegens England Deutschland Binnenlande Schweden Norwegen Schweden Schweden
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
— 44 —
betrug als vor dem Kriege. ^)anz besonders sorgte der König für sein Schmerzenskind, das neuerworbene Schlesien.
Wie Friedrich nach Beendigung des Ii. Schlesischen Krieges die sumpfige Gegend an der Oder entwässert und in fruchtbare Gefilde verwandelt hatte, so ließ er nach dem Siebenjährigen Kriege auch das Warthe- und Netzebruch durch Anlegung von Deichen und Dämmen in blühende Felder und Wiesen umwandeln und siedelte hier Hunderte von deutschen Familien an, so daß zahlreiche neue Dörfer entstanden.
Wie segensreich die Fürsorge des Königs für den Ackerbau gewesen ist, geht daraus hervor, daß während seiner Regierung gegen 400 000 Morgen wüsten Landes urbar gemacht wurden. Zur Förderung des Landbaues ließ er auf eigene Kosten erfahrene Landwirte nach Holland, England und in andere Länder reisen, damit sie die Erfahrungen, die sie auf solchen Reisen sammelten, bei ihrem Grundbesitz anwenden und auch andere zur Nacheiferung anspornen sollten.
Wie der Landwirtschaft, so widmete der König auch der Gewerbtätigkeit seine besondere Aufmerksamkeit. Wie sein Vater, so handelte auch er nach dem Grundsätze: „Das Geld muß im Lande bleiben!" und war deshalb unablässig bemüht, in seinem Lande immer neue Gewerbe einzuführen. In Berlin gründete er im Jahre 1761 die noch jetzt bestehende Königliche Porzellanfabrik, die sich bald durch die Vortrefflichkeit ihrer Waren auszeichnete und reichlichen Gewinn einbrachte. Ebenso ries er dort eine Zuckerfabrik ins Leben, der bald andere folgten. In Eberswalde errichtete er auf eigene Kosten eine Eisen- und Stahlfabrik und ließ aus Suhl, wo diese Industrie damals schon in hoher Blüte stand, hundert Familien von Messer- und Scherenschmieden kommen. Um den Erzeugnissen seines Landes mehr Absatz zu verschaffen, verbot er fremde Waren entweder ganz oder belegte sie mit hohen Einfuhrzöllen.
In engster Beziehung mit der Hebung der Gewerbtätigkeit stand die Förderung des Handels und Verkehrs. Fort und fort sorgte Friedrich für die Verbesserung der Landwege und Heerstraßen. Auch der Bau von Kanälen wurde eifrig fortgesetzt. Nach der Erwerbung Westpreußens wurde der Bromberger Kanal gegraben, durch den alle Flüsse zwischen Elbe und Weichsel miteinander verbunden wurden. Um den Kaufleuten bei augenblicklichen Verlegenheiten gegen geringen Zinsfuß Geld zu verschaffen, gründete der König in Berlin die Königliche Bank, die ihre Tätigkeit bald auf alle Landesteile ausdehnte. Zur Hebung des Seehandels wurde die Seehandlungsgesellschaft ins Leben gerufen, der zur festeren Begründung das Recht des Alleinverkaufs des Salzes verliehen wurde.
Neben den auf die Förderung des Wohlstandes gerichteten
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Holland England Berlin Eberswalde Suhl Berlin
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
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durch die Entwässerung des Bruches hatte man große Landstrecken gewonnen, die sich bald durch besondere Fruchtbarkeit auszeichneten. Schon im Jahre 1 (53 waren 30 000ha neuen Bodens gewonnen, die an 1252 Familien, Rheinländer und Süddeutsche, verteilt wurden. Als der König die blühenden Gefilde vom Oderdamme ans überblickte, rief er voll Freude aus: „Hier ist ein Fürstentum erworben, worauf ich feine Soldaten zu halten nötig habe!" Freilich ging noch manches Jahrzehnt ins Land, ehe das Oderbruch das wurde, was es heute ist: ein wahrer Garten Gottes, bewohnt von einem wohlhabenden, tatkräftigen und fleißigen Menschenschläge.
In manchen Gegenden, wie z. B. in Pommern und in der Mars, waren die Folgen des Dreißigjährigen Krieges noch nicht überwunden. Daher, suchte Friedrich die ländliche Bevölkerung durch Ansiedlung zu vermehren. Tüchtige Landwirte wurden aus anderen Ländern herangezogen, darunter viele, die um ihres evangelischen Glaubens willen bedrückt worden waren. In Pommern wuchs die Bevölkerung auf diese Weise in wenigen Jahren um 50 000 Seelen. Zwischen 1745 und 1756 wurden in dieser Provinz allein 280 neue Dörfer gegründet. Im ganzen hat der König während feiner Regierung wohl an 250 000 Ansiedlern aus allen Teilen Deutschlands, aus Holland und anderen Nachbarländern Aufnahme in seinem Lande gewährt, wo sie weite Strecken, die bis dahin brach lagen, in lachende Auen verwandelten. Ein besonderes Verdienst erwarb sich der König auch um die Einführung der Kartoffeln, die bis dahin im Lande noch gänzlich unbekannt waren.
Auch dem^Obstbau widmete der König eine besondere Aufmerksamkeit. Selbst ein großer Freund der Baumfrüchte, hatte er schon in Rheinsberg Obstbünme gepflanzt und schärfte es seinen Ministern ein, „den Obstbau auf dem Lande und in den Ämtern allgemein zu machen; denn das Geld muß man, soviel als möglich, zu behalten suchen". Wenn er durch die Dörfer fuhr, besichtigte er die Anpflanzungen, und auf feinen Gütern pflegte er die köstlichsten Sorten.
Wie die Landwirtschaft, so lag dem König auch das Empor-blühen von Handel und Gewerbe am Herzen. Um Erzeugnisse, die bis dahin mit großen Kosten aus dem Auslande bezogen worden waren, im eigenen Lande anfertigen zu lassen, ließ er überall Fabriken anlegen. Auf feine Anregung entstanden Webereien, Baumwollspinnereien und Kattun-druckereien. Aus Böhmen, wo die Leinenweberei besonders eifrig betrieben wurde, ließ er Weber kommen und fiedelte sie in feinem Lande an. So entstand z. B. das Dorf Nowawes bei Potsdam aus einer Weberkolonie, die der König begründet hat.
Mit besonderer Vorliebe unterstützte Friedrich die Anlagen von Seidenfabriken. Er ließ Maulbeerbäume anpflanzen,
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich